Sonntag, 16. Januar 2011

Warten auf den „Kick"


Textauszug aus Die Rheinpfalz vom 9.12.2010
Warten auf den „Kick"
Auf die Bretter (1): Vor die Inszenierung hat der liebe Gott beim Theater die Qual der Stückauswahl gesetzt
Von Anja Stahler
Hassloch. Monika Scharffenberger und ihr Sohn Kai sitzen inmitten eines imposanten Bücherbergs und diskutieren angeregt. „Kasimir und Karoline" von Horváth findet Kai zu langweilig, „Don Juan" von Schmitt ist gut, hat aber zu wenig Männerrollen, wirft seine Mutter ein. Wenn Dürrenmatt, dann „Der Besuch der alten Dame", entgegnet Kai, ruft mit diesem Vorschlag jedoch keine Begeisterungsstürme hervor. Blieben
die „Notfallkomödien", wie Monika Scharffenberger sie etwas despektierlich nennt, von Molière: „Tartuffe" oder „Die gelehrten Frauen" ...Rund 40 Bühnenstücke haben Mutter und Sohn, die 2011 ihre achte Regiearbeit als Team für das Haßlocher „Theater im Hof" abliefern werden, seit Ende Oktober gelesen. „Doch ich warte immer noch auf den Kick", seufzt die Regisseurin. So ist noch nicht einmal klar, ob man
im Sommer 2011 eine Komödie oder ein ernstes Stück geben wird. Dabei drängt die Zeit: bis Jahresende muss eine Entscheidung fallen, damit genug Raum für die Vorarbeiten bleibt. Alle Proben- und auch die Aufführungstermine liegen in Absprache mit Kulturverein und Gemeindeverwaltung teilweise schon seit Sommer 2010 fest.


Manchmal ist ganz schnell alles paletti bei der Stückeauswahl: Bei Arthur Millers „Hexenjagd" etwa, das die Scharffenbergers 2005 gemeinsam inszeniert haben, hat einfach alles gepasst. Damals waren etliche junge Mädchen der „Haßlocher Märchenbühne", der Nachwuchsschmiede der Theatergruppe, entwachsen: perfekt für dieses Drama mit seinen zahlreichen weiblichen Rollen. Sechs Darstellerinnen und neun Darsteller, teilweise schon seit Jahrzehnten dabei, wollen 2011 mitspielen. „Aber viele Stücke haben 15
Männerrollen und drei Frauenrollen", klagt Kai Scharffenberger. Und nicht immer sei es möglich, Frauen als Männer auftreten zu lassen - das könne wie unfreiwillige Travestie wirken - oder Männerrollen für Darstellerinnen umzuschreiben.
„Kriege ich die Leute unter?", sei also das wichtigste Kriterium für die Stückeauswahl, so Monika Scharffenberger. Zweite entscheidende
Frage: „Habe ich die richtige Umgebung dafür?" Das romantische Fachwerkambiente des „Ältesten Hauses" in der Gillergasse mache manche Bühnenbilder von vornherein unmöglich, findet sie. Genausowenig geeignet sei ein Stück, „in dem ich von Anfang an Dunkelheit brauche". Die Regisseurin träumt von daher schon vom „Kulturviereck" in der Haßlocher Gillergasse. Das 2,4-Millionen-Projekt soll 2011 fertig werden. „Da
kann man auch mal Zimmertheater machen." Und für diese neue Veranstaltungsstätte hat Monika Scharffenberger so manches Stück im Hinterkopf. Seit Jahren schon.
Doch zurück zur Freilichtinszenierung im „Ältesten Haus": „Wie wäre es mit Shakespeares ,Sommernachtstraum"?", fragt Kai Scharffenberger. Den All-time-Darling der Open-Air-Theater mal etwas anders auf die Bühne zu bringen, schwebt ihm vor: sexy und lüstern ...
Der Gedanke gefällt seiner Mutter. Zeichnet sich da eventuell eine Entscheidung ab? Nun: Fortsetzung folgt.