Freitag, 21. Januar 2011

"Sinnlich, erotisch, prall und frivol"

Artikel aus Die Rheinpfalz vom 21.1.2010

"Sinnlich, erotisch, prall und frivol"Auf die Bretter (2):
Das Haßlocher „Theater im Hof" entscheidet sich für Shakespeares „Ein Sommernachtstraum" als Sommerstück
Von Anja StahlerHassloch.
Die Entscheidung ist gefallen: „Ein Sommernachtstraum" von William Shakespeare ist das Stück, welches das Haßlocher „Theater im Hof" in diesem Sommer zeigen wird. Gut gelaunt und voller Vorfreude, aber auch ein bisschen aufgeregt harrt das rund 25-köpfige Ensemble jetzt im Otto-Dill-Saal des „Ältesten Hauses" der Rollenvergabe. Das Regieteam Kai und Monika Scharffenberger ist gut vorbereitet. Mutter und Sohn haben bereits genaue Vorstellungen davon mitgebracht, wer für welche Rolle geeignet ist und wie die Inszenierung von der Grundausrichtung her aussehen soll.„Sehr sinnlich, sehr erotisch, sehr prall und sehr frivol" solle es werden, kündigt Kai Scharffenberger an. Vor allem die Elfenwesen im Gefolge des Feenkönigspaares Oberon und Titania sollen sehr viel Haut zeigen, triebgesteuert und „abgefuckt" aussehen, stellt er sich vor. Vor einem stark reduzierten Bühnenbild sollen die opulenten Kostüme, Frisuren und Masken zur Wirkung kommen, die „ansatzweise im 16. Jahrhundert angesiedelt werden" - die Elfen sollen „sehr schräge und überdrehte" Spätrenaissance-Kostüme erhalten. „Ich will keine Märchenelfen", unterstreicht Monika Scharffenberger. „Die musst Du Dir so ein bissel missgebildet vorstellen", schiebt sie - sehr zur Erheiterung der Truppe - nach.

Etliche Akteure kennen den Inhalt der Shakespeare-Komödie noch gar nicht, weswegen Kai Scharffenberger die Handlung kurz für alle zusammenfasst. Dann geht es zur Sache: „Viele Rollen müssen sehr körperbewusst gespielt werden, man darf keine Angst vor dem Partner haben; die jungen Paare müssen sich auch auf handfeste Kämpfe vorbereiten", erklärt die Regisseurin. Schnell und problemlos ist man sich einig: Fiona Jung wird die Helena, Jenny Winterott die Hermia, Max Oliv den Feenkönig Oberon geben, Kristin Füßer dessen Gattin Titania, Thommy Schmidt den Handwerker Zettel, der durch Zauberei in einen Esel verwandelt wird. Da - wie sich an diesem Abend herausstellt - ein fest eingeplanter Akteur dieses Jahr wider Erwarten nicht dabei sein wird, gibt es eine Lücke bei der Besetzung von Oberons koboldhaftem Diener Puck, einer der wichtigsten Rollen des Stücks. Kurzentschlossen springt Christian Heyden ein, der eigentlich den Handwerker Squenz spielen sollte. Andreas Becker wird den jungen Liebhaber Lysander verkörpern, Regisseur Kai Scharffenberger selbst dessen Gegenpart Demetrius.Bei der Laienbühne ist für die Akteure mit der Rollenvergabe jedoch längst nicht Schluss. Das Regieduo hat eine lange Liste vorbereitet, auf der jeder eintragen kann, wie und wo er das Team weiter unterstützen möchte: Kostüme, Requisiten, Bühnenbild, Aufbau der Podeste, Maske, Frisuren, Plakat, Programmheft, Kasse, Ausschank - der zusätzlichen Aufgaben gibt es viele.Auch die Probentermine müssen miteinander abgestimmt werden. Es scheint schier unmöglich, einen Termin zu finden, an dem jeder dabei sein kann. Beim ersten Probentermin Ende Januar möchten die Scharffenbergers das Stück einmal komplett mit verteilten Rollen lesen - „damit jeder weiß, worum es geht und nicht nur seinen Part kennt", begründet das Monika Scharffenberger. Doch bis dahin muss erst einmal der Text für alle besorgt werden: Das Taschenbuch in der modernen Übersetzung von Erich Fried ist vergriffen, weswegen der Text kopiert werden muss. Und auch die Streichungen stehen noch an - Arbeit fürs Regieteam. Die Darsteller bekommen die Hausaufgabe, der Regisseurin alle Termine mitzuteilen, an denen sie verhindert sind. Denn jetzt beginnt die Zeit der Proben, in der das Stück langsam Gestalt annimmt. Premiere wird am 17. Juni sein.

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