Freitag, 29. April 2011

Die Rheinpfalz: Außergewöhnlich anziehende Regisseurin












Auf die Bretter (V): Beim „Theater im Hof” entwirft und näht Spielleiterin Monika Scharffenberger Kostüme
Von Anja Stahler
Hassloch. Dass die Regie selbst Kostüme entwirft und näht, ist nicht alltäglich. Beim Haßlocher „Theater im Hof” ist es aber so. Regisseurin Monika Scharffenberger packt ihre ganze Kreativität aus, wenn es daran geht, die Figuren optisch zum Leben zu erwecken.Und dazu sind natürlich nicht nur die Kostüme, sondern auch Maske und Frisuren wichtig. Unmengen von Büchern, Zeitschriften und Ordnern mit gesammelten Bildern und Vorlagen nennt sie ihr eigen - dabei ist es stets das Außergewöhnliche, das sie als theatertaugliche Inspiration archiviert.
Bei der diesjährigen Inszenierung von Shakespeares „Ein Sommernachtstraum” ist die gelernte Dekorateurin (Traumberuf: Hutmacherin) ganz in ihrem Element: Vor allem bei der Feenwelt kann sie aus dem Vollen schöpfen. Die Naturwesen sollen mit bunten Fantasiekostümen, aus dem Rahmen fallenden Frisuren und origineller Maske ausstaffiert werden. Drei Friseure kümmern sich vor jeder der geplanten acht Aufführungen im Juni und Juli um das Haupthaar der Darsteller, vier Ehrenamtliche sorgen für effektvolles Theater-Make-up.Zunächst hatten Monika Scharffenberger und ihr Sohn Kai, mit dem sie im Team Regie führt, für die Liebespaare Helena und Demetrius, Lysander und Hermia sowie Theseus und Hippolyta an Renaissance-Kostüme gedacht. Doch wie sich bei den Proben für die diversen körperbetonten Szenen schnell herausstellte, schränken Reifrock und Co. die Bewegungsfreiheit der Akteure zu stark ein. So fiel die Wahl auf moderne Anzüge und Kleider - alle selbstredend in nicht alltäglicher Optik.Acht Kostüme, sechs davon für die Elfen um das Elfenkönigspaar Titania und Oberon, müssen ganz neu gemacht werden. Bei einem Probentermin im März wurden die Darsteller vermessen. Das Material für die fünf kreativ begabten Näherinnen inklusive der Regisseurin selbst haben Manuela Becker und Monika Scharffenberger bereits vor einigen Wochen in einem ganztägigen Marathoneinsatz in Mannheims türkischen Schneiderläden herbeigeschafft. „Um 9 Uhr sind wir ohne Tüten gestartet, um 20 Uhr zweimal voll bepackt zum Auto zurückgewankt”, erzählt Scharffenberger. Bei den Shopinhabern seien die Theaterfrauen von ihren alljährlichen Besuchen inzwischen schon bekannt. „Die lassen uns stundenlang wühlen”, so die Regisseurin. Der Zeitaufwand hat sich gelohnt. Fertige Teile, zum Beispiel Mieder, Kleider und Oberteile, haben die beiden ebenso gefunden wie passende Stoffe für die Elfenkostüme: sozusagen ein „Kessel Buntes” für „Erbsenblüte”, „Senfsamen”, „Spinnweb” und „Motte”, wie Titanias Elfengefolge heißt. Solche „Patchworkkostüme” seien kompliziert zu machen, erklärt Monika Scharffenberger. Denn schließlich gelte es, die passenden Einzelteile erst zu finden und dann auf optisch und farblich ansprechende Weise miteinander zu kombinieren, damit die Darsteller eine gute Figur machen.So mancher Akteur indes ist mit seiner Figur für den Auftritt noch nicht so ganz zufrieden. Einige haben sich vor der Premiere am Freitag, 17. Juni, im Hof des „Ältesten Hauses” noch eine Diät verordnet. Schon machte intern die scherzhafte Formulierung von den „dicken Elfen von Haßloch” die Runde ...Doch ob nun mit Traumfigur oder ohne - klar ist: „Man schlüpft mit dem Kostüm automatisch in die Rolle hinein”, erklärt Monika Scharffenberger. Das gilt insbesondere für Zettel (Thommy Schmidt), der durch Feenlist in einen Esel verwandelt wird, und einen der Handwerker (Eric Jedermann), der beim „Stück im Stück” um Pyramus und Thisbe den Löwen spielt: Esels- und Löwenkopf für beide müssen noch hergestellt werden. Selbstredend in Handarbeit und von kreativ Begabten aus der Truppe. Ehrensache.


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